Bio Putenfleisch - was ist da eigentlich anders?

Gibt es einen Unterschied zum normalen Putenfleisch?

Da ich ja jetzt für August wieder Mischpakete von unseren Bio Puten zu verkaufen habe, wollte ich kurz ein paar Dinge für euch erklären. Warum ist Bio Fleisch teurer und was ist da anders?
Das ist natürlich die wichtigste Frage!
Grundsätzlich zeichnet sich Österreich durch ein sehr strenges Tierschutzgesetz aus. Das sind auf den ersten Blick einmal sachen, die jedem halbwegs tierliebenden Menschen logisch vorkommen wie ausreichend Beleuchtung und Belüftung, Tiergesundheit, Versorgung mit Futter und Wasser, Schutz vor Krankheit und Verletzungen und so weiter. Darüber hinaus ist bei Geflügel und damit auch bei den Puten die Besatzdichte ein wichtiges Kriterium. 
Mit Besatzdichte ist gemeint, wie viele Tiere auf einer definierten Fläche gehalten werden dürfen. In der EU ist das in vielen Ländern gar nicht limitiert. Nur Schweden, die Schweiz und Österreich weisen ein Limit für die Besatzdichte auf. In Deutschland gibt es eine freiwillige Einschränkung auf 52kg/m² bei weiblichen Tieren und 58kg/m² bei Männlichen. Üblich sind vielerorts aber 60 - 70kg und sogar darüber. Man kann sich vorstellen, dass es für die erwachsenene Tiere ganz schön eng wird und sich Krankheiten daher auch schneller von Tier zu Tier übertragen können.

Wie ist das jetzt in Österreich? Bei uns gelten für konventionelle Halter 40kg/m² d.h. bereits hinter der Grenze in Deutschland könnten im selben Stall bereits um 50% Tiere mehr aufgezogen werden. Leider darf das Fleisch aber nach Österreich verkauft werden.
Bei Bio Betrieben ist bei uns die Besatzdichte mit max. 10 Tieren und max. 21kg/m² Lebendgewicht beschränkt außer man verfügt über einen Außenscharrraum. Dann darf die Besatzdichte auf 28kg/m² Lebendgewicht erhöht werden. Das bedeutet, dass man als Österreichischer Bio Bauer ca. 1/3 der Tiere im selben Stall hält, wie die konventionellen, deutschen Kollegen. Der Stallbau kostet natürlich gleich viel und das wirkt sich im Endeffekt auch auf den Preis aus.

Zusätzlich muss man aber erwähnen, dass die Bio Betriebe in Österreich zum großen Platzangebot im Stall auch noch einen großzügigen Auslauf anbieten müssen nämlich mind. 10m²/Tier. Dieser Auslauf muss begrünt sein und für die Tiere auch abwechslungsreich gestaltet. So müssen Bäume, Büsche oder technische Elemente eingebaut sein unter denen die Tiere Schaftten suchen können.
Wenn man also die Österreichische Bio Pute mit der einer Europäischen vergleicht, kann man sagen, die Österreichische ist definitiv sportlicher. Sie hat nämlich pro Tier mindestens 11m² Platz während sich die Europäischen Puten zu Zweit oder zu Dritt einen Quadratmeter teilen müssen.

(Quelle: Verein landschafftleben.at - https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/pute/landwirtschaft/haltungssysteme-tiergesundheit-und-wohl)

Da der Text schon recht lang ist, werde ich hier Schluss machen. Das nächste Mal berichte ich dann über das Futter und weil ich gerade schon dabei bin - die Futtermittelpreise sind aufgrund von Corona und der Havarie der Evergiven im Suezkanal alleine im März um 15% gestiegen...

Falls jemand Fragen hat oder den Stall einmal besichtigen möchte, bitte einfach Kontakt aufnehmen.
PS: Wer jetzt Lust auf Pute hat, man kann für Juni hier im Körberl noch ein Paket bestellen.

lg Josef Quehenberger, Bioarche Rocherbauer


Geändert am 29.07.2023 08:29, Bioarche Rocherbauer

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